Beide Vorschläge sehen einen sicheren, baulichen abgetrennten Radstreifen (Protected Bike Lane) zwischen Koblenzer Tor und Weberstraße. Während der Radstreifen bei Variante 1 südlich der Weberstraße baulich abgetrennt fortgesetzt wird, wird der Radstreifen in Variante 2 zwischen Weberstraße und Bundeskanzlerplatz auf das Mindestmaß von zwei Metern festgelegt und an den Seiten deutlich rot markiert - ist somit nicht mehr baulich abgetrennt. Stattdessen sind in diesem Abschnitt breitere Fahrspuren für den Kfz-Verkehr sowie mehr Platz für den Wirtschaftsverkehr vorgesehen.
Aus Sicht der Verwaltung stellt die zweite Variante einen guten Kompromiss dar, der die Bedürfnisse der verschiedenen Verkehrsteilnehmenden besser in Einklang bringt. Die Planung ist das Ergebnis eines mehrmonatigen intensiven Beteiligungs- und Dialogprozesses mit den verschiedenen Akteuren. Eine Beschlussvorlage mit beiden Varianten hat die Verwaltung dem Ausschuss für Mobilität und Verkehr (20. August) sowie dem Rat der Stadt Bonn (29. August) zur Entscheidung vorgelegt.
Mehr Ladezonen für den Wirtschaftsverkehr
Für beide Varianten gilt: Gegenüber der ursprünglichen Planung wird der Wirtschaftsverkehr auf der Adenauerallee deutlich gestärkt. Die Zahl der geplanten Ladezonen wurde unter Einbeziehung der Seitenstraßen von 11 auf 20 erhöht. Diese Stellplätze sind wochentags zwischen 8 und 18 Uhr für den Lade- und Lieferverkehr sowie Handwerker und Pflegedienste mit Handwerkerparkausweis reserviert. Außerhalb dieser Zeiten bieten sie Anwohnenden Platz, um ihre Fahrzeuge abzustellen. Ebenfalls Teil der Beschlussvorlage sind Prüfaufträge für weitere Abbiegemöglichkeiten und Querungen der Adenauerallee, beispielsweise eine Ampel auf Höhe des Juridicums.
Protected Bike Lane zwischen Weberstraße und Koblenzer Tor
Beide Varianten sehen einen sicheren, baulichen abgetrennten Radstreifen (Protected Bike Lane) zwischen Koblenzer Tor und Weberstraße vor. In diesem Bereich sind bis zu 4.000 Radfahrende pro Tag zu Einrichtungen wie dem Beethoven-Gymnasium und der Universitätsbibliothek unterwegs. „Insbesondere im nördlichen Abschnitt der Adenauerallee ist der öffentliche Raum sehr begrenzt. Sowohl auf den Gehwegen als auch auf der Fahrbahn ist viel los“, erklärt Stadtbaurat Helmut Wiesner. „Hier sehen wir es als erforderlich an den begrenzten Raum unbedingt mit dem Ziel sehr hoher Verkehrssicherheit neu aufzuteilen, indem wir allen Verkehrsarten ihren eigenen, sicheren Platz geben. Der Dialog hat gezeigt: Für den Großteil der Bevölkerung ist der Bedarf für die neuen baulich abgetrennten Radstreifen nördlich der Weberstraße gut nachvollziehbar. Auch die Wirtschaftsverbände äußerten Verständnis dafür, hier eine sichere Radinfrastruktur anzubieten.“
Neue Variante: Mehr Platz für Kraftfahrzeuge
Für den Bereich zwischen Weberstraße und Bundeskanzlerplatz schlägt die Verwaltung eine zweite Variante vor. Während mit der ersten Variante die Protected Bike Lane nach Süden weitergeführt wird, entfällt die Protection dort in der zweiten Variante. Da südlich der Weberstraße der Radverkehr abnimmt und teilweise mehr Platz vorhanden ist, kann die Aufteilung hier zugunsten des Kfz-Verkehrs angepasst werden. So wird der Radstreifen hier auf eine Mindestbreite von zwei Metern festgelegt und an den Seiten deutlich rot markiert. Für den Bereich zwischen Weberstraße und Bundeskanzlerplatz entsteht damit für den Radverkehr eine deutlich sicherere Situation als vor dem Versuch, während für den Kfz-Verkehr ein breiterer Fahrstreifen von etwa vier bis fünf Metern angeboten werden kann.
Die zweite Variante bietet folgende Vorteile für den Kfz-Verkehr und insbesondere den Wirtschaftsverkehr:
- Der Wirtschaftsverkehr kann entlang der Adenauerallee jederzeit alle Haltepositionen anfahren. Dazu gehören auch Stellen außerhalb gekennzeichneter Lade- und Parkmöglichkeiten, an denen Wirtschaftsverkehre teils mit einer Sondergenehmigung halten dürfen.
- Bei Störungen oder einem hohem Kfz-Verkehrsaufkommen bieten die überbreiten Spuren mehr Flexibilität. Es besteht die Möglichkeit, an wartenden, abbiegenden oder defekten Fahrzeugen vorbeizufahren. Bei Stau gibt es teils mehr Aufstellfläche für die Fahrzeuge. Dies kann dem Verkehrsfluss für Kraftfahrzeuge auf der Adenauerallee zugutekommen.
Oberbürgermeisterin Katja Dörner zur Planung: „Wir konnten die Planungen im Ganzen verbessern. Das verdanken wir den Erfahrungen aus dem Versuch, den zahlreichen Rückmeldungen aus der Bevölkerung und den regelmäßigen Gesprächen mit den Verbänden. Ich bin froh, dass wir mit der neuen zweiten Variante einen guten Kompromiss entwickeln konnten. So wird das Radfahren auf der Adenauerallee weiterhin deutlich sicherer und gleichzeitig können wir die Bedürfnisse des Kfz- und Wirtschaftsverkehrs noch stärker berücksichtigen. Bei diesem Kompromiss haben alle Anliegen ihren Platz und ich rechne damit, dass er die größte Akzeptanz in der Bevölkerung findet.“
Wie geht es weiter?
Die Beschlussvorlage wird im Ausschuss für Mobilität und Verkehr am 20. August beraten. Über die Neuaufteilung der Adenauerallee soll der Rat der Stadt Bonn in seiner Sitzung am 29. August entscheiden. Nachdem die laufende Kanalsanierung und die zum Winter folgende Deckensanierung abgeschlossen sind, kann die neue Verkehrsführung im kommenden Frühjahr markiert und beschildert werden. Der Zeitpunkt der Markierung hängt wegen der mehrmonatigen Vorlaufzeit im Rahmen der notwendigen Ausschreibung davon ab, wann der Rat der Stadt Bonn einen Beschluss über die Neuaufteilung fällt.
Vorlage im Ratsinformationssystem veröffentlicht
Die ausführliche Beschlussvorlage ist hier (Öffnet in einem neuen Tab) im Ratsinformationssystem veröffentlicht.
Hintergrund
Sowohl Abwasserkanal und Entwässerungsanlagen als auch die Fahrbahn der Adenauerallee – zwischen Koblenzer Tor und Bundeskanzlerplatz - befinden sich in einem sehr schlechten Zustand. Die Sanierung hat Anfang Juni 2024 begonnen. Im Anschluss soll der Straßenraum neu aufgeteilt werden, sodass die Adenauerallee für alle Verkehrsteilnehmenden im Auto, zu Fuß und auf dem Rad sicher ist.
Der Rat der Stadt Bonn beauftragte im August 2023 die Stadtverwaltung, die von ihr vorgeschlagene künftige Verkehrsaufteilung für drei Monate zu testen, die Auswirkungen auf den Kfz-Verkehr zu untersuchen und Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit der Einspurigkeit für Kraftfahrzeuge zu liefern. Der dreimonatige Versuch fand von Anfang März bis Ende Mai 2024 statt und wurde von zahlreichen Informations- und Dialogformaten begleitet. Die Auswertung des Versuchs zeigte, dass der Kfz-Verkehr auf der Adenauerallee auch einspurig abgewickelt werden kann.