Jede Stunde erleiden mehr als 14 Frauen in Deutschland Gewalt, beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder ehemaliger Partner, eine Frau zu töten. Diese traurigen Fakten sind Anlass genug, am 25. November 2024 auch in Bonn wieder sichtbar auf den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen aufmerksam zu machen. Dazu wird es einen Lichterzug durch die Bonner Innenstadt geben. Der Zug ist Teil eines Kooperationsprojektes der Bonner Service-Clubs von Soroptimist International und ZONTA International, gemeinsam mit UN Women Deutschland, der Evangelischen Kirche Bonn und der Gleichstellungsstelle der Stadt Bonn.
Am Montag, 25. November 2024, startet der Zug ab 16 Uhr auf dem Platz vor der Kreuzkirche in Bonn. Auf dem Weg von der Kreuzkirche durch die Fußgängerzone bis zum Bonner Markt sind alle Menschen herzlich eingeladen, sich dem Zug anzuschließen. Ab 16:30 Uhr wird der Markt dann mit dem Frauensymbol aus 365 Lichtern erleuchtet. Jede zweite Kerze wird ein Grablicht sein – als Zeichen dafür, dass fast jeden zweiten Tag eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners stirbt.
Bei einem Live-Konzert der Sängerin Marie Enganembem werden Bonner Passantinnen und Passanten eingeladen, eine Kerze auf dem Marktplatz zu entzünden und für das Frauenhaus Bonn zu spenden. Oberbürgermeisterin Katja Dörner spricht ein Grußwort. Dies alles geschieht im Rahmen der 1991 von der UN initiierten Kampagne "Orange the World", deren Aktionszeitraum am 25. November startet und am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, alljährlich seinen Abschluss findet. Die Händler*innen der Bonner Innenstadt dekorieren wieder anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen ihre Schaufenster orange und unterstützten so die Aktion „Orange the World“.
„Gewalt kommt uns nicht in die Tüte“ – Bonner Bäckereien nehmen an Aktion teil
Um ein weiteres Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen, hat der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis in Kooperation mit dem Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten Bonn/Rhein-Sieg eine Brötchentütenaktion in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis auf den Weg gebracht. Der Runde Tisch ist eine interdisziplinäre Vernetzung der Institutionen und Einrichtungen der Region Bonn/Rhein-Sieg, die direkt und indirekt mit Betroffenen von häuslicher Gewalt arbeiten. In Kooperation mit den Gleichstellungsstellen aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis wird die Aktion jeweils vor Ort umgesetzt. Ab dem 25. November 2024 bekommen Kundinnen und Kunden ihren Einkauf in mit dem Motto „Gewalt kommt uns nicht in die Tüte“ bedruckten Tüten überreicht. Auf den Tüten stehen die telefonischen Erreichbarkeiten der Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, dem bundesweiten Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ sowie der Männer- und Jungenberatungsstelle im Rhein-Sieg-Kreis.
Durch die Brötchentüten-Aktion, an der sich Bäckereien in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis beteiligen, sollen Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen bekannter gemacht werden. „Wir freuen uns sehr, dass so viele Bäckereien mitmachen und damit unser Anliegen unterstützen, sich solidarisch zeigen und das Bewusstsein bei den Menschen dafür schärfen, dass Gewalt gegen Frauen existiert – aber auch jeder Mensch Hilfe anbieten kann“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Dörner. An der Aktion beteiligen sich in Bonn die Inhaber-geführten sowie Filial-Bäckereien Penkert, Schell, Kamps, Gilgens, Schlösser, Mauel 1883, Nelles, Mühlenbäckerei und Klein. Auch das Robert-Wetzlar-Berufskolleg beteiligt sich und gibt die Brötchentüten am Kiosk und im Café an die Schülerinnen und Schüler aus.
Die bedruckten Tüten können dank einer Förderung durch das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKJFGFI) und auch mit finanzieller Beteiligung des Rhein-Sieg-Kreises gratis zur Verfügung gestellt werden.
Die Brötchentüten-Aktion ergänzt die bereits an verschiedenen Orten im Stadtgebiet aufgestellten orangen Bänke, die ebenfalls ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen und auf Plaketten die Kontaktdaten der Hilfsangebote zeigen.
Auf der Kennedybrücke hängen schon seit einigen Tagen Spanntransparente, die auf den Aktionstag aufmerksam machen. Ab Montag, 25. November 2024, ist der gemeinsame Aufruf „Stopp Gewalt gegen Frauen“ von UN Women, Stadt Bonn und den Bonner ZONTA Clubs auf Info- und Cityscreens zu sehen.
Mit einer gemeinsamen Veranstaltung am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen feiern die Stadt Bonn und ihr aktueller Jahrespartner, das Internationale Frauenzentrum Bonn, auch dessen 25-jähriges Bestehen. Eingeladen haben Oberbürgermeisterin Katja Dörner und IFZ-Vorsitzenden Tatjana Pugatscheva, Schirmfrau ist Heidemarie Wieczorek-Zeul. Den Impulsvortrag im Alten Rathaus hält Bettina Metz, Geschäftsführerin von UN Women Deutschland.
Gewalt an Frauen: Zahlen und Fakten
Rund um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen rücken Diskriminierung und Gewalt in jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen in die Öffentlichkeit. Häusliche Gewalt - körperlich, psychisch oder sexualisiert - findet oft hinter verschlossener Tür statt. Betroffene und deren Kinder leiden meist im Stillen. „Jedes Jahr aufs Neue wollen wir mit unseren gemeinsamen Aktionen die Bevölkerung zum Thema Gewalt an Frauen sensibilisieren sowie Betroffene und ihr Umfeld auf mögliche regionale Hilfsangebote aufmerksam machen. Denn häusliche Gewalt ist nie privat! Gewalt gegen Frauen ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und findet auch in Bonn statt“, sagt Stephanie Clemens-Krämer, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bonn.
Zum Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ berichtet das Ministerium für Inneres und Heimat folgende Zahlen:
Femizide: 2023 wurden 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten (+1,0 Prozent, 2022: 929). Dies entspricht einem Anteil von 32,3 Prozent aller Opfer von Tötungsdelikten. Der Anteil an weiblichen Opfern, die im Zusammenhang mit partnerschaftlichen Beziehungen Opfer von Tötungsdelikten wurden, liegt bei 80,6 Prozent. Insgesamt wurden 360 Mädchen und Frauen Opfer vollendeter Tötung. Demnach gab es 2023 beinahe jeden Tag einen Femizid in Deutschland.
Im Berichtsjahr 2023 wurden 52.330 Frauen und Mädchen Opfer von Sexualstraftaten (2022: 49.284 Opfer, +6,2 Prozent), hiervon war mehr als die Hälfte unter 18 Jahre alt.
Auch die Delikte im Bereich der Digitalen Gewalt nehmen zu. Über 17.193 Frauen und Mädchen wurden im vergangenen Jahr Opfer Digitaler Gewalt, zum Beispiel von "Cyberstalking“ oder anderen Delikten, die beispielsweise mittels Nutzung von Sozialen Medien begangen werden. Hier ist mit 25 Prozent ein deutlicher Anstieg der weiblichen Opferzahlen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen (2022: 13.749 weibliche Opfer).
Mit 70,5 Prozent sind die weit überwiegende Zahl der Opfer Häuslicher Gewalt Frauen und Mädchen. Im Berichtsjahr stieg die Zahl der weiblichen Opfer um 5,6 Prozent auf 180.715 an (2022: 171.076). Die Häusliche Gewalt gliedert sich in Partnerschaftsgewalt und innerfamiliäre Gewalt. Bei Partnerschaftsgewalt sind mit 79,2 Prozent mehr weibliche Opfer betroffen als bei innerfamiliärer Gewalt (54,0 Prozent Frauen und Mädchen).
Auch beim Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, Zuhälterei und das Veranlassen zur Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution oder zu sexuellen Handlungen, durch die eine Person ausgebeutet wird, steigen die Zahlen weiter an. 591 Frauen und Mädchen fielen diesen Delikten zum Opfer. Das ist ein Anstieg von 6,9 Prozent zum Vorjahr (2022: 553). Frauen und Mädchen unter 21 Jahren machen mit 31,5 Prozent beinahe ein Drittel der weiblichen Opfer aus.
Besonders hoch ist der Anstieg bei frauenfeindlichen Straftaten als Teil der politisch motivierten Kriminalität. Mit 322 Straftaten im Berichtsjahr 2023 wird ein Anstieg um 56,3 Prozent zum Vorjahr verzeichnet (2022: 206).
Die überwiegende Zahl der Opfer und Tatverdächtigen ist deutscher Staatsangehörigkeit. Lediglich in der Fallgruppe Menschenhandel ist der Anteil an nichtdeutschen Staatsangehörigen bei Opfern sowie Tatverdächtigen höher.
Weitere Informationen dazu in der aktuellen Mitteilung des Bundesinnenministeriums hier (Öffnet in einem neuen Tab).