Ein wichtiger Baustein war die vollständige Entschlammung des 15 Hektar großen Sees. Diese wurde in zwei Schritten durchgeführt: Zunächst wurde die östliche Seehälfte geleert und saniert, anschließend die westliche Seehälfte. Die Fische zogen während der Sanierung in die jeweils andere Seehälfte um, so dass die Tiere stets einen Rückzugsraum hatten und so wenig wie möglich beeinträchtigt wurden. Die Maßnahme wurde über eine ökologische Baubegleitung des Büros Lanaplan sowie durch die Untere Naturschutzbehörde überwacht.
Umquartierung der Fische
Das Fachbüro für Gewässer- und Fischökologie Limnoplan kümmerte sich um das Abfischen und Umquartieren der Fische. Rund 1.000 Fische holten die Biologen allein aus der östlichen Seehälfte, darunter bis zu 40 Kilo schwere Karpfen. Unter den neun nachgewiesenen Fischarten dominieren Flussbarsch, Sonnenbarsch und Schleie, die circa 80 Prozent der zählbaren Einzelfische ausmachen. Aber auch andere Arten wie Hecht, Brasse und Karpfen kommen vor.
Karpfen wurden abgefangen und in andere Gewässer verbracht, weil sie sonst die geplante neue Bepflanzung im Rheinauensee abfressen würden. Im Rheinauensee gab es auch invasive Arten wie den Sonnenbarsch und die Marmorgrundel.
Nach Vorgabe der EU-Richtlinie zur Bekämpfung invasiver Arten wurden diese Fische aus dem Gewässer entnommen, weil sie sonst heimische Arten weiter verdrängen und Schaden im sanierten See anrichten würden.
Trennung des Schlamms in Bestandteile minimierte Entsorgungskosten
Der Schlamm wurde mithilfe von Maschinen zusammengeschoben. Aufgrund des hohen organischen Anteils sind die Entsorgungskosten für den Schlamm sehr hoch. Um diese Kosten zu minimieren, wurde die Masse über verschiedene Siebe in Korngrößen getrennt. Gereinigt können die gröberen Steinchen später wiederverwendet und somit günstiger entsorgt werden. Die restlichen Feinstoffe wurden über Zentrifugen entwässert. So mussten deutlich geringere Massen abgefahren und entsorgt werden.
Am Grund des gereinigten Sees wurde anschließend Sand aufgebracht. Die 15 Zentimeter dicke Schicht dient den neu gepflanzten Makroalgen als Substrat und als Lebensraum für Mikroorganismen. An den Überläufen und Ablässen ersetzt ein Sandvlies den Sand, damit dieser nicht fortgespült wird.
Makroalgen binden schädliches Phosphat
Nach dem Vorbild des Phönixsees in Dortmund wurde der wiederbefüllte Rheinauensee mit Makroalgen bepflanzt. Makroalgen binden Phosphat und minimieren damit den Wuchs anderer Algen.
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Weiterhin wurde die Ufermauer saniert. Hierbei wurden auch Ausstiegshilfen für Wasservögel im gleichen Stein wie die Mauer gebaut. Die Sanierung der Uferbereiche wurde über das Denkmalförderprogramm des Landes NRW mit rund 175.000 Euro gefördert.
Langfristiges Monitoring
Im Mai 2023 wurden noch Röhricht und Schwimmblattpflanzen nachgepflanzt, um das Ökosystem weiter zu stabilisieren und die Artenvielfalt zu erhöhen. Zudem soll der Fischbestand durch weitere Arten ergänzt werden. Ein Gewässerökologe wird hierzu ein Konzept erstellen. Mit einem Monitoring soll die Entwicklung des Sees in den ersten Jahren nach der Seesanierung überwacht werden, bis sich das sensible Ökosystem stabilisiert hat.
Umfassende Analysen für Sanierungskonzept
Das Sanierungskonzept wurde auf Basis umfassender Analysen sowie eines Gutachtens des Fachbüros Lanaplan erstellt, nachdem sich der Zustand des Sees sowie die Situation der Fische und Wasservögel in den vergangenen Jahren zunehmend verschlechtert hatte.
Die Ursachen für die Probleme im Rheinauensee waren demnach vielschichtig. Viele Faktoren wirkten hier zusammen und führten zu der schlechten Wasserqualität. Der hohe Phosphorgehalt war dabei einer der Hauptgründe und hatte im Sediment am Grund des Sees und den Zuflüssen seinen Ursprung.
Mit dem Sanierungskonzept für den Rheinauensee wurden drei Ziele verfolgt: Zum einen sollte das Erscheinungsbild des Sees aus landschaftsästhetischer Sicht deutlich verbessert werden, indem der Algenwuchs verringert wird. Dies verbessert auch die Nutzbarkeit des Sees für den hier ansässigen Bootsverleih. Und es sollte ein ökologisch stabiles Gewässer ohne Tiersterben hergestellt werden.
Dazu können auch die Bürger*innen einen entscheidenden Beitrag leisten, indem sie die Wildtiere nicht füttern!
Zusätzliche Fische erhöhen die Artenvielfalt
Rund ein Jahr nach Abschluss der erfolgreichen Sanierung des Rheinauensees ließ das Amt für Umwelt und Stadtgrün im Dezember 2023 zusätzliche Fische in das Gewässer einbringen. Nach und nach wird so die Artenvielfalt erhöht und eine stabile Lebensgemeinschaft in dem 15 Hektar großen See aufgebaut.
Es wurden Schleien, Rotaugen, Rotfedern und Gründlinge mit einem Gesamtgewicht von 200 Kilogramm in unterschiedlichen Größen zugesetzt. Die nach der Sanierung gepflanzten Makroalgen haben sich gut ausgebreitet und dienen den neuen Seebewohnern als Kinderstube und Lebensraum. Auch zahllose Kleinstlebewesen, wie Insektenlarven, konnten sich im Gewässer entwickeln, so dass die Fische ausreichend Futter finden.
2024 werden weitere Arten in mehreren Schritten eingebracht. Hierunter werden auch Kleinfische, wie der Bitterling sein. Dieser ist bei seiner Fortpflanzung auf die im See vorkommende Große Teichmuschel angewiesen, in deren Kiemenraum er seine Eier ablegt. Die Muscheln wiederum profitieren von den Fischen, da sich ihre Larven an die Fische anheften und so verbreitet werden. Als letztes werden Raubfische im See angesiedelt. Diese sorgen für eine ausgewogene Artenzusammensetzung und damit für ein Gleichgewicht im See.
Warum Wildtiere nicht gefüttert werden dürfen
Auch wenn viele denken, sie tun den Tieren etwas Gutes, wenn sie sie füttern: Nicht artgerechtes Futter ist ungesund für Wildtiere und nicht im Sinne des Tierschutzes! Die Tiere vermehren sich zu stark, eine natürliche Selektion, wie sonst bei Wildtieren üblich, bleibt aus. Neben Essensresten landet dann übermäßig viel Tierkot im Wasser und kann nicht mehr natürlich abgebaut werden.
Das führt zu einem verstärkten Phosphateintrag und somit zu einem Nährstoffüberschuss im Wasser. Bei hohen Temperaturen vermehren sich Algen dadurch besonders schnell. Außerdem kann es zu einem Sauerstoffmangel im Wasser kommen, so dass Bakterien Giftstoffe produzieren. An den Folgen können Wasservögel und Fische innerhalb kurzer Zeit verenden.
Videos und Bilder zur Seesanierung
Beginn der Sanierung des Rheinauensees (21. Januar 2022)
Projektleiter Jan Stiller vom Amt für Umwelt und Stadtgrün erläutert im Video die nachhaltige Sanierung des Rheinauensees.
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Mikroorganismen bereiteten im März 2021 die Seesanierung vor
Mit den Vorbereitungen für die Sanierung hatte die Stadt Bonn bereits im März 2021 begonnen: Dafür wurden Mikroorganismen, welche Sediment am Grund abbauen, in den See eingebracht. Dies soll die hohen Kosten für die Entsorgung des Schlamms senken, wenn der Rheinauensee ausgebaggert und saniert wird.
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