Im Beisein der damaligen Bundesumweltministerin Angela Merkel und des damaligen UNO-Generalsekretärs Boutros Boutros-Ghali wurde die Flagge der Vereinten Nationen vor dem Haus Carstanjen gehisst. Dort war kurz vorher das Freiwilligensekretariat der Vereinten Nationen UN Volunteers (UNV) eingezogen; nur wenig später folgte das Klimasekretariat (UNFCCC).
Heute sind rund 20 Organisationen der Vereinten Nationen mit rund 1.000 Beschäftigten und mehr als 150 nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen in Bonn beheimatet.
Die Anfänge einer Erfolgsgeschichte
Bereits 1951 eröffnete der Hohe Flüchtlingskommissar (UNHCR) ein Verbindungsbüro in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn, 1953 siedelte sich ein Büro der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) an.
1979 wurde auf der Godesburg das Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten beschlossen. Die „Bonner Konvention“ öffnete 1984 als erste selbstständige UNO-Einrichtung in Bonn ihre Pforten und ist bis heute hier ansässig.
Der Bonn-Berlin-Beschluss vom 20. Juni 1991 setzte für Bonn „die Übernahme und Ansiedlung neuer Funktionen und Institutionen von nationaler und internationaler Bedeutung" eine neue Zielmarke. Mit dem Berlin/Bonn-Gesetz und einer Ausgleichsvereinbarung konnte Bonn die dieser Rolle entsprechenden Infrastrukturen schaffen, vor allem die räumlichen Bedingungen für die künftige Arbeit multilateraler Einrichtungen.
Startschuss für den UN Campus und Ausbau des Standorts
Als erste neue Organisation siedelten die Vereinten Nationen ihr Freiwilligenprogramm von Genf nach Bonn um. Parallel erhielt die Bundesregierung beim Klimagipfel 1995 in Berlin den Zuschlag für das neu zu schaffende Klimasekretariat. Als erstes Gebäude wurde ein Ort von historischer Bedeutung an die Vereinten Nationen übergeben: das idyllisch am Rhein gelegene „Haus Carstanjen“ war der Ort, an dem nach dem Zweiten Weltkrieg der Marshall-Plan beschlossen und unterzeichnet wurde.
Die Bonner Konvention bekam 1998 Nachwuchs – gleich zwei regionale Abkommen wurden in Bonn angesiedelt: das Sekretariat des Abkommens zur Erhaltung der Kleinwale in der Nord- und Ostsee (ASCOBANS) und das des Abkommens zur Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen (EUROBATS).
Höhepunkt der ersten Ansiedlungsdekade war sicherlich der Zuzug des Sekretariats des Übereinkommens zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD). Bereits zu diesem Zeitpunkt konnte Bonn auf ein Netzwerk von Einrichtungen verweisen, die sich in der Folge der Rio-Konferenz 1992 mit Themen der Nachhaltigkeit und damit der Zukunftsfähigkeit unserer Erde befassten.
Und Jahr für Jahr kamen neue Organisationen hinzu, meist klein, doch stetig wachsend.
Einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung des UNO-Standorts Bonn war der 11. Juli 2006: Die Bundesregierung stellte den Vereinten Nationen das einstige Abgeordneten-Hochhaus, auch als „Langer Eugen“ bekannt, zur Verfügung. Kofi Annan und Kanzlerin Angela Merkel eröffneten den neuen Dienstsitz feierlich. „Die großartige Gastfreundschaft, die uns hier entgegengebracht wird, hat Bonn zu einem der attraktivsten und lohnendsten Dienstorte der Vereinten Nationen werden lassen“, sagte der UNO-Chef bei der Zeremonie. Und die Bundeskanzlerin fügte hinzu: „Wir wollen - das ist ein ausdrücklicher Wunsch der gesamten Bundesregierung - den weiteren Ausbau des UNO-Standortes hier in Bonn, und zwar mit den Schwerpunkten Umwelt und Entwicklung.“
Der UN Tower ist Mittelpunkt des UN Campus. In unmittelbarer Nachbarschaft ist der Sitz von UNFCCC im Alten Abgeordneten-Hochhaus. Das Gebäude wurde als bauökologisches Modellhaus hergerichtet. Auch Wasserwerk und Pumpenhaus wurden dem UN Campus zugeschlagen, um den Einrichtungen Raum für kleinere Tagungen zu geben. Haus Carstanjen ist weiterhin in Benutzung, ein weiteres Gebäude bereits im Bau.
Bonn heute: anerkannter internationaler Standort, Schauplatz großer Konferenzen und „Powerhouse“ für Nachhaltigkeit
Die Geschichte der UN Bonn ist eine Erfolgsstory. Mit einem vielfältigen Programm aus Publikums- und Fachveranstaltungen von April bis November 2016 beging die Stadt Bonn ihren 20. Geburtstag als deutsche Stadt der Vereinten Nationen. Die Bonnerinnen und Bonner feierten engagiert mit. So fanden sich im Juni 2016 rund 10.000 Besucherinnen und Besucher zum Bürgerfest in der Villa Hammerschmidt und im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein. 2021 gibt zum 25-Jährigen ebenfalls ein Jubiläumsprogramm. Weitere Informationen finden Sie hier.
Aus der UNO-Stadt ist längst der anerkannte internationale Standort geworden: Über 150 Nichtregierungsorganisationen arbeiten von hier aus und sind ebenfalls zumeist auf dem Feld der Nachhaltigkeit aktiv. Ein besonderes Schwerkraftfeld für Nachhaltigkeit entwickelte sich insbesondere mit Verabschiedung der Agenda 2030 im September 2015. Bonn ist inzwischen nicht nur Sitz der Globalen Aktionskampagne für die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs), sondern auch eines Wissenszentrums für nachhaltige Entwicklung des Mitarbeitercolleges der Vereinten Nationen. Institutionen aus Wissenschaft und Forschung, auch „Global Players“ der Wirtschaft runden das Bild ab.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der UNO in Bonn stimmen ihrem einstigen Chef Kofi Annan übrigens zu: „Bonn is so romantic, so familiar and so safe“ ist immer wieder zu hören.
Eine Stadt, die Sitz der Vereinten Nationen ist, braucht eine passende Konferenz-Infrastruktur, auch für große Vertragsstaatenkonferenzen. Mit dem Bellevue-Vertrag, geschlossen am 27. Februar 2002, begann der Ausbau des World Conference Centers Bonn. Im Beisein von UNO-Generalsekretär Kofi Annan und Bundespräsident Johannes Rau unterzeichnen Bundesregierung, Land Nordrhein-Westfalen und Stadt Bonn die Vereinbarung über die Ansiedlung internationaler Einrichtungen in Bonn und über das Konferenzzentrum.
Tagungen und Konferenzen der Vereinten Nationen sind zu einem wichtigen Standortmerkmal Bonns geworden. Frieden, freiwilliges Engagement, Artenschutz, Frühwarnung vor Katastrophen, Bekämpfung der Landdegradierung und Klimaschutz sind nur einige der Themen, die die Vereinten Nationen nach Bonn brachten. Für das größte Tagungsaufkommen sorgt mit Abstand das Klimasekretariat – gleich drei Vertragsstaatenkonferenzen fanden in Bonn statt, zuletzt mit mehr als 22.000 Teilnehmenden im Herbst 2017.