Provisorischen Charakter sollte das Gebäude haben und später auch für andere Zwecke nutzbar sein - das war der ausdrückliche Auftrag, den Architekt Egon Eiermann 1965 bei der Planung des Neuen Abgeordnetenhochhauses in Bonn zu erfüllen hatte. Im Falle des Umzuges nach Berlin solle das Gebäude internationalen Organisationen als Sitz angeboten werden, schlug das Präsidium des Bundestages damals vor.

Was in der Zeit des Kalten Krieges jedoch als äußerst unwahrscheinlich galt, wurde Wirklichkeit: Im Jahr 2006, sieben Jahre nachdem die Bundestagsabgeordneten 1999 den „Langen Eugen“, das Wahrzeichen des Bonner Parlamentarismus, verlassen hatten, weihte UNO-Generalsekretär Kofi Annan das denkmalgeschützte Gebäude als Herzstück des UN Campus ein.

Streng an der Originalausstattung orientiert sich die Möblierung der Büros im „Langen Eugen“, bis hin zum Furnier der Einbauschränke und Regale. Auch wenn in vielen Räumen Wände entfernt wurden, um Platz für mehrere Arbeitsplätze zu schaffen, blieb der Stil erhalten: 40.000 Quadratmeter französisches Nussbaumholz wurden verwendet, um Schränke und Türen nachzubauen, 10 Kilometer Regalbretter und 14 Kilometer Fußleisten wurden ausgetauscht.

Nach der Sanierung des „Langen Eugen“ stehen 410 Büroräume, vier Konferenzräume, 36 Besprechungsräume und eine große Bibliothek zur Verfügung. Die Kosten der von 2002 bis März 2006 dauernden Sanierung beliefen sich auf 55 Millionen Euro.

Neu sind zum Beispiel mobile Hochwasserschutzwände, die innerhalb von drei Stunden rund um das Gebäude im Fundament befestigt werden können sowie meterdicke Hochwasserschutzplatten unter dem Haus gegen Wassereinbruch von unten. Auch Dolmetscherkabinen für bis zu sieben Sprachen in den großen Sitzungssälen, zwei Videokonferenzräume und gläserne Brandschutzwände kamen hinzu. Für die UN-Mitarbeiter gibt es ein Internetcafé ebenso wie einen Andachtsraum zum Beten oder Meditieren.

Die UN-Organisationen nutzen die Gebäude des UN Campus mietfrei, kommen jedoch für die Betriebskosten auf. Dank energetischer Gebäudesanierung liegen diese jedoch deutlich unter denen zu Bundeshauptstadt-Zeiten.

Die Bundesregierung trat stets für den Ausbau des UN-Standorts ein und unternahm Schritte zur Schaffung eines eigenen UN Campus, um die Arbeit der in Bonn ansässigen UN-Organisationen zu unterstützen. Am 11. Juli 2006 wurde vor dem „Langen Eugen“ die Flagge der Vereinten Nationen gehisst. Bundeskanzlerin Angela Merkel übergab das nun exterritoriale Gebiet offiziell an UNO-Generalsekretär Kofi Annan und eröffnete gemeinsam mit ihm das geschichtsträchtige Gebäude.

Heute bietet der wachsende UN Campus zahlreichen UN-Organisationen mit insgesamt rund 1.000 Beschäftigten Platz. Neben den ehemaligen Parlamentsgebäuden der Bundesrepublik entsteht derzeit ein weiteres Gebäude auf dem Campus-Gelände, das 2020 bezogen werden soll.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum UN Campus befindet sich ein hoch modernes internationales Konferenzzentrum – das  World Conference Center Bonn (WorldCCBonn). Das frühere Plenarsaalgebäude des Deutschen Bundestages bildet heute einen Teil dieses Konferenzzentrums. Daneben entstand ein imposanter Erweiterungsbau.

In der Nähe befindet sich der ursprüngliche UN-Hauptsitz in Bonn, das Haus Carstanjen, das auch weiterhin von den Vereinten Nationen genutzt wird.

Der stete Ausbau des Bonner „Campus der Vereinten Nationen“ zeugt von der wachsenden Präsenz der Vereinten Nationen in Bonn. Als deutsche Stadt der Vereinten Nationen bietet Bonn mit dem UN Campus die passende Infrastruktur für eine dauerhafte Verankerung der Vereinten Nationen in Bonn.