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Bundesstadt Bonn

Besuch aus Cherson: Delegation kommt nach Bonn

Die Gruppe, angeführt von Vize-Bürgermeister Vitalii Bielobrov, tauscht sich zu vielfältigen Themen wie Infrastruktur, Zivilschutz und Wirtschaft mit Fachleuten aus. Im Alten Rathaus unterzeichnen Bielobrov und OB Katja Dörner zudem eine Absichtserklärung für weitere intensive Zusammenarbeit im Rahmen der Solidaritätspartnerschaft.

Zum ersten Mal besucht eine Delegation aus Cherson die Bundesstadt Bonn. Die südukrainische Stadt Cherson ist mit der Bundesstadt über eine Solidaritätspartnerschaft verbunden. Seit fast einem Jahr laufen bereits Hilfsprojekte für die vom Krieg schwer betroffene Stadt Cherson. Im Rahmen einer Solidaritätspartnerschaft unterstützen die Stadt Bonn und Partner*innen die Stadt im Süden der Ukraine.

Kernelemente sind die Spendenpartnerschaft „Bonn hilft Cherson“ mit der Organisation „Help – Hilfe zur Selbsthilfe“, die Spende kommunaler Fahrzeuge, die Unterstützung einer Sachspendensammlung des ZeSaBo, die Zusammenarbeit mit Vereinen und Initiativen sowie der direkte Austausch mit den Partner*innen in Cherson. Neben dem stellvertretenden Bürgermeister der Stadt, Vitalii Bielobrov, gehören Tetiana Banshchykova, Abteilungsleiterin für internationale und interkommunale Zusammenarbeit der Stadt Cherson, Vladyslav Kondratov, Vorsitzender des Bezirksrates des Bezirks Dnipro in Cherson, und Nataliia Kraska, Leiterin der Abteilung für die Bekämpfung und Vorbeugung von häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt, der Delegation an. Unterstützt wird der Besuch vom Verein Blau-Gelbes Kreuz, der mit einem Dolmetscher begleitet.

Austausch zu Infrastruktur und Zivilschutz

Ankunft der ukrainischen Gäste war am Sonntag, 25. Februar 2024. Oberbürgermeisterin Katja Dörner hatte die Gäste bei einem gemeinsamen Abendessen im Gasthaus „Stiefel“ begrüßt. Der erste Delegationstag am Montag, 26. Februar, stand ganz im Zeichen des Austausches zu den Themen Infrastruktur und Zivilschutz. Nach einem Besuch an der Erzbischöflichen Liebfrauenschule, wo sich die Besucher*innen mit Schülerinnen und der Schulleitung austauschten, ging es weiter zu verschiedenen Standorten der Stadtwerke. Anja Wenmakers, Geschäftsführerin von SWB Bus und Bahn, zeigte der Delegation die Verkehrsleitstelle in der Thomas-Mann-Straße. „Der öffentliche Nahverkehr ist in vielen großen Städten der Ukraine durch den Krieg zusammengebrochen. Aber es braucht Perspektiven, um die Menschen baldmöglichst wieder sicher durch den Alltag zu bringen. Deshalb haben wir unsere Ideen zur Mobilitätswende gerne geteilt und mögliche Hilfen ausgelotet. Das alles, verbunden mit einem Einblick in das Herzstück unserer Verkehrsinfrastruktur“, sagte Wenmakers bei der Begrüßung.

Danach ging es weiter ins Haus der Netze an der Karlstraße, wo BonnNetz-Geschäftsführer Urs Reitis die Gäste über die Schaffung lokaler Infrastruktur, Energiemanagement sowie Wasser- und Wärmeversorgung informierte. Dabei erklärte Reitis: „Fließendes Wasser, Strom und beheizte Wohnungen gehören zu den Grundbedürfnissen und sind ein hohes Gut. Unsere Gäste aus Cherson und uns als Betreiber kritischer Infrastruktur verbindet die Mission, stets eine sichere und funktionsfähige Versorgung zu gewährleisten.“

Aufgrund des Krieges in der Ukraine erfolge diese aktuell jedoch unter ganz anderen Rahmenbedingungen. Daher sei es für BonnNetz eine Selbstverständlichkeit, den örtlichen Abwasser- und Trinkwasserversorger in Cherson im Rahmen einer eigenen Solidaritätspartnerschaft zu unterstützen. „Dazu teilen wir natürlich gerne unsere Erkenntnisse und Erfahrungen und helfen den Kolleginnen und Kollegen in Cherson mit Materiallieferungen aus, die dringend für die Wiederherstellung der zerstörten Infrastruktur benötigt werden“, so der BonnNetz-Chef weiter.

Der Vize-Bürgermeister Vitalii Bielobrov dankt dem Bonner Feuerwehrchef Jochen Stein dafür, dass bald zwei weitere Fahrzeuge der Bonner Feuerwehr in die Ukraine gespendet werden.
In der Leitstelle der Feuerwache 1: Feuerwehrchef Jochen Stein erläutert der Delegation aus Cherson die Abläufe.

Feuerwehr Bonn spendet zwei weitere Fahrzeuge

Als weitere Station ging es zu Bonnorange, wo Geschäftsbereichsleiter Richard Münz den Fuhrpark präsentierte und ein Austausch zum Thema Infrastruktur im Katastrophenfall auf dem Programm stand. Direkt nebenan bei der Bonner Berufsfeuerwehr empfing Feuerwehrchef Jochen Stein die Delegation in der Feuerwache 1. Bei einem Rundgang durch die Wache und in die Leitstelle erklärte er, wie die Bonner Feuerwehr arbeitet und organisiert ist. Zudem präsentierte er den Gästen eine weitere Fahrzeugspende: einen Rettungstransportwagen und einen Einsatzleitwagen. Die beiden Fahrzeuge sind aus dem Dienst der Bonner Feuerwehr ausgemustert. Dadurch, dass die Fahrzeuge immer top gewartet wurden, sind diese jedoch völlig einsatzbereit. Vizebürgermeister Vitalii Bielobrov hatte bereits im Vorfeld den dringenden Bedarf an den Fahrzeugen bestätigt und seine große Dankbarkeit für die Spende ausgedrückt.

Die Bonner Feuerwehr denkt grundsätzlich bei ausgemusterten Fahrzeugen nun zuerst an die Partnerstadt Cherson. Normalerweise werden die Fahrzeuge versteigert oder weiterverkauft. Die beiden Fahrzeuge sind bereits das sechste und siebte, welche die Bonner Feuerwehr an die Ukraine spendet. Bereits im Frühjahr 2020 gingen drei Rettungstransportwagen (RTW) und ein Notarzteinsatzfahrzeug dorthin. Vergangenen Sommer 2023 folgte ein Mannschaftstransportwagen.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner und ihren Amtskollegen Vitalii Bielobrov, Vize-Bürgermeister der ukrainischen Stadt Cherson, bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung ("Memorandum of Understanding") für eine weitere und intensivere Zusammenarbeit im Rahmen der Solidaritätspartnerschaft mit Cherson.

„Runder Tisch“ und feierliche Unterzeichnung der Absichtserklärung

Zu einem Runden Tisch mit Politik, Stadtverwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft kam die Delegation aus Cherson im Alten Rathaus zusammen, um über Perspektiven und Ziele der Partnerschaft zu sprechen. OB Katja Dörner dankte der Delegation für die Möglichkeit, einen persönlichen Einblick in die überaus schwierige Lage der Menschen in Cherson zu gewinnen. An dem Gespräch nahm auch die Generalkonsulin der Ukraine, Iryna Shum, teil.

Direkt im Anschluss folgte in feierlichem Rahmen die Unterzeichnung der Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“). Die bereits bestehenden Kontakte im Rahmen der Solidaritätspartnerschaft sollen fortgesetzt, gestärkt und weiterentwickelt werden. Musikalisch begleitet wurde die Unterzeichnung vom ukrainischen Chor „Namysto“ unter Leitung von Yevhenia Burlaka.

Katja Dörner nutzte die Gelegenheit, um erneut für die Solidaritätspartnerschaft und die Unterstützung der Ukraine wie auch für die von dort nach Bonn Geflüchteten zu werben. Die OB dankte ausdrücklich den engagierten Bonnerinnen und Bonnern, den Bonner Vereinen und Initiativen, der ukrainischen Community in Bonn, aber auch den Schulen und Kirchengemeinden. „Bitte bleiben Sie den Menschen in Cherson mit Ihrem Engagement weiter so engagiert verbunden“, appellierte die Bonner Oberbürgermeisterin und ergänzte: „Mit unserer Partnerschaft setzen wir ein Zeichen der Solidarität in schwierigen Zeiten. Wir wollen konkrete humanitäre Hilfe leisten und beim Wiederaufbau kommunaler Strukturen unterstützen – zukünftig mit noch mehr Engagement und Energie“, sagte die Oberbürgermeisterin. 

Nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung ergriff Vize-Bürgermeister Vitalii Bielobrov das Wort: „Vor einem Jahr kamen Cherson und Bonn zusammen. In dieser Zeit sind starke Bindungen zwischen den Kommunen gewachsen, und Bonn hat uns in einer für unsere Stadt so schwierigen Zeit wiederholt entscheidend unterstützt. Heute unterzeichnen wir das Memorandum, das einen wichtigen Schritt in der Entwicklung und Erweiterung des Horizonts für eine weitere Partnerschaft zwischen den Kommunen darstellt. Wir sind sehr dankbar für Ihre Unterstützung, wissen Ihre Hilfe zu schätzen und glauben an eine weitere fruchtbare Zusammenarbeit!“

In folgenden Themenfeldern soll die Zusammenarbeit vertieft werden: Begegnung zwischen Bürger*innen; Kommunaler Erfahrungsaustausch und Wiederaufbau kommunaler Verwaltungsstrukturen; Austausch auf den Gebieten Kultur, Jugend, Bildung und Sport; gemeinsame Projekte sollen möglichst einen Beitrag zur Erreichung der Agenda 2030 sowie der Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) leisten. Die Partnerschaft kann in Absprache noch um weitere Themenfelder erweitert werden. Die Absichtserklärung kann  hier (Öffnet in einem neuen Tab) eingesehen werden.

Wirtschaft und Transformation

Der zweite Delegationstag am Dienstag, 27. Februar 2024, steht ganz im Zeichen der Wirtschaft. Den Auftakt am Morgen macht ein Besuch bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. Dort wird Armin Heider, Bereichsleiter der IHK, die Gäste zu einem Austausch zum Thema Wirtschaft mit Vertreter*innen von Bonner Unternehmen begrüßen.

Am Nachmittag schließt sich ein Besuch im Digitalhub und am Bonner Bogen an.

Benefizkonzert zu Ehren der Gäste 

Auch Kultur fehlt nicht auf der Besuchsagenda der Delegation: eine weitere Station ist eine Führung durch das Beethoven-Haus. Darauf folgt der feierliche Abschluss des zweiten Delegationstages mit einem Konzert im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses. Die Stadt Bonn, das Beethoven-Haus Bonn und der Deutsch-Ukrainische Verein "Blau-Gelbes Kreuz Bonn" laden gemeinsam ein anlässlich des Besuchs und der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding.

Malte Boecker, Direktor und geschäftsführender Vorstand des Beethoven-Hauses, und Bürgermeisterin Dr. Ursula Sautter, in Vertretung der Oberbürgermeisterin, sowie Tamara Vuković, Leiterin der Bonner Filiale des Vereins „Blau-Gelbes Kreuz“, begrüßen die Gäste. Das Ukraine-Konzert ist ein Benefizkonzert. Der Verein Blau-Gelbes Kreuz sammelt Spenden zur Unterstützung eines sozialen Projekts zum Schutz der Opfer von Gewalt durch russische Besatzer in Cherson. Delegationsmitglied und Leiterin des Projekts, Nataliia Kraska, wird das Projekt kurz vorstellen.

Für das Konzert konnte der Violonist Oleksandr Gonobolin gewonnen werden. Der gebürtige Chersoner lebt derzeit in Frankreich. Viktor Moser und Jan-Manuel Moser aus Bonn spielen Klavier. Auch das Bonner „Trio4Ukraine“ mit Martin Aust, Christoph Müller und Viktor Moser tritt auf. Auf dem Programm stehen Werke für Violine und Klavier von Oleksandr Gonobolin, Jules Massenet und Johann Sebastian Bach sowie Werke für Klavier von Serhij Bortkewitsch und Mykola Kapustin, neben Arrangements von Christoph Müller zu Gedichten von Taras Schewtschenko.

Besuch im ZeSaBo schließt Besuch in Bonn ab

Am Mittwochfrüh macht die Delegation noch einen Abstecher ins Zentrallager  Sachspenden Bonn, abgekürzt ZeSaBo. Dort erläutert Jan Erik Meyer, Vorsitzender des Vereins ZeSaBo, wie das Zentrum arbeitet. In Kooperation mit dem Zentrallager Sachspenden "ZeSaBo" wurden nach dem Bruch des Kachowka-Staudammes und der nachfolgenden Flutkatastrophe technische Geräte und Werkzeuge, Büroausstattung, medizinische Produkte und Hygieneartikel gesammelt und in die Ukraine gebracht.