Das Stadtarchiv hat ein Gedenkbuch mit Namen der Kommunalpolitikerinnen und Politiker zusammengestellt, die im Gebiet des heutigen Bonn politisch aktiv waren und in den Jahren 1933 bis 1945 Opfer von Verfolgung wurden. Es wird nach und nach, je nach Forschungsstand, mit Lebensbeschreibungen weiterer Kommunalpolitiker ergänzt, und enthält bisher 14 Lebensbeschreibungen früherer Stadt- und Gemeindeverordneter.
Das Gedenkbuch befindet sich in einer Vitrine vor dem Ratssaal im Stadthaus; Zweitausfertigungen gibt es in den vier Bezirksverwaltungsstellen, in der Zentrale der Stadtbibliothek, im Stadtarchiv und in der Gedenkstätte für die Bonner Opfer des Nationalsozialismus - Verein An der Synagoge e. V.
Alfred Kantorowicz (1880-1962)
Alfred Kantorowicz wurde am 18. Juni 1880 in Posen geboren. Er war verheiratet und hatte vier Kinder. Nach seinem Abitur in Berlin studierte er in Berlin, Freiburg und München, wo er sich 1912 für das Fach Zahnmedizin habilitierte. Während des Ersten Weltkriegs leitete er ein Reservelazarett im Elsass, 1918 übernahm er als außerplanmäßiger Professor das noch kleine zahnärztliche Institut an der Bonner Universität. Mit dieser Tätigkeit verband er die Leitung der 1912 gegründeten Schulzahnklinik. 1923 wurde Prof. Dr. Alfred Kantorowicz der erste ordentliche Professor für das nunmehr gleichberechtigte Fach Zahnmedizin in Bonn. Das von ihm entwickelte „Bonner Modell“, ein System der Prophylaxe von Zahnerkrankungen insbesondere in Schulen, war einmalig und richtungsweisend in Deutschland. Seine sozialmedizinischen Vorstellungen hingen eng mit seiner politischen Tätigkeit zusammen: Von 1919 bis 1933 war er Stadtverordneter und Mitglied der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Bonn.
Bereits 1932 setzte gegen ihn und seine drei jüdischen Assistenten eine rege nationalsozialistische Propaganda ein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten hielt sich Prof. Dr. Alfred Kantorowicz zunächst versteckt. Am 1. April 1933 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Börgermoor verschleppt. Nach seiner Freilassung am 5. November 1933 folgte er einem Ruf an die Universität Istanbul. Seine Familie begleitete ihn. Bereits am 23. September 1933 war er aus dem preußischen Staatsdienst entlassen worden, auch seine ihm 1926 verliehene Ehrendoktorwürde wurde ihm aberkannt.
1946 wurde Prof. Kantorowicz nach Bonn zurückberufen, doch konnte er seine Lehr- und Forschungstätigkeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben. Nach seiner Emeritierung im Jahre 1948 war er als Referent in der Abteilung „Gesundheitswesen“ im nordrhein-westfälischen Innenministerium tätig.
Alfred Kantorowicz starb am 6. März 1962 in Bonn.
Franz Barchfeld (1900-1945)
Franz Barchfeld wurde am 9. März 1900 in Bonn geboren. Seine Eltern waren der Polsterer Carl Moritz Barchfeld (Bonn 1871 - Bonn 1949) und dessen Ehefrau Catharina Steiner (Bonn 1870 - Bonn 1944), die zu den Opfern des schweren Bombenangriffs vom 18. Oktober 1944 gehörte. Franz Barchfelds Geburtshaus stand in der Rheingasse (Nr. 21). Er besuchte die Volksschule und machte anschließend eine dreijährige Lehre in der Schreinerei Hugo Dinter (Doetschstr. 2a). Am 5. November 1925 heiratete er Maria Katharina Linden (Sistig 1899 - Sistig 1971). Die Ehe blieb kinderlos. Seit Juni 1934 wohnte das Ehepaar in der Ellerstraße 68 (Bild), wo Franz Barchfeld am 22. August 1944 von der Gestapo verhaftet wurde.
Seit wann Franz Barchfeld sich politisch engagierte ist im einzelnen nicht bekannt. Er war Gewerkschafter, Vorsitzender des Deutschen Holzarbeiterverbandes in Bonn. Bei der Kommunalwahl 1933 war er Kandidat der SPD.
Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung im August 1944 war Franz Barchfeld bei der Möbelhandlung August Ochel in Beuel als Schreiner beschäftigt. Seine Verhaftung stand im Zusammenhang mit der sog. Aktion „Gewitter“, bei der vor dem Hintergrund des Attentats vom 20. Juli 1944 zahlreiche demokratischen Politiker aus der Zeit der Weimarer Republik festgenommen wurden; so auch Franz Barchfeld, der wie viele andere aus der Region zunächst in das Lager Köln-Deutz gebracht wurde. Während der ganz überwiegende Teil der in diesen Tagen Verhafteten nach wenigen Tagen wieder freigelassen wurde, verblieb Franz Barchfeld in Haft. Die Gründe sind nicht bekannt. Zunächst brachte man Franz Barchfeld in das Konzentrationslager Sachsenhausen, anschließend in das Konzentrationslager Natzweiler im Elsass (französisch: Le Struthof), beziehungsweise eines seiner Außenlager. Diese wurden aufgrund des Vorrückens der Alliierten nach und nach aufgelöst, die Gefangenen in andere Lager überführt. Bei diesen „Todesmärschen“ kamen viele von ihnen ums Leben. So wohl auch Franz Barchfeld, dessen Spuren sich am 6. Februar 1945 verlieren.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er für tot erklärt, als Todestag wurde der 8. Mai 1945 festgestellt. Er war ein Opfer nationalsozialistischer Verfolgung.
Fritz Faust (1880-1939)
Fritz Faust wurde am 16. April 1880 in Kessenich geboren. Auch seine Eltern, der Kleinhändler Ferdinand Faust (1841-1909) und dessen Frau Margareta, geb. Bach, (1846-1903) stammten aus dem damals noch zur Bürgermeisterei Poppelsdorf gehörenden Ort. Fritz Faust erlernte den Beruf des Stukkateurs, 1910 gründete er ein „Atelier für dekorative Kunst“. 1903 heiratete er Elisabeth Magdalena Mertens (geb. 1881); sie hatten drei Kinder. Im Ersten Weltkrieg wurde Fritz Faust schwer verwundet, ein Fuß musste amputiert werden.
Wahrscheinlich waren es seine Kriegserlebnisse, die ihn in den 1920er Jahren in die aktive Politik führten. Er war Mitbegründer der USPD in Bonn und wurde 1919 Stadtverordneter. Später wechselte er zur KPD, für die er dann von 1924 bis 1929 im Stadtrat saß. Fritz Faust war ein stadtbekannter und über die Parteigrenzen hinaus hoch angesehener und respektierter Kommunalpolitiker.
Mit der sog. „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten begannen auch für ihn Jahre der Verfolgung. Bereits im März 1933 wurde er für mehrere Monate im „Schutzhaft“ genommen, seine Invalidenrente wurde ihm 1934 aus politischen Gründen entzogen. Am 13. Januar 1939 wurde Fritz Faust erneut verhaftet; der Vorwurf lautete „Vorbereitung zum Hochverrat“. Nach drei Tagen wurde er aus der Gestapohaft in das Gerichtsgefängnis verlegt, wo er am 14. Mai 1939 vor Beginn des Prozesses starb; ob er den Freitod wählte oder ob er, wie der aus Bonn stammende Arzt Dr. Arthur Samuel später berichtete, im Gefängnis ermordet wurde, wird ungeklärt bleiben.
Das Grab von Fritz Faust befindet sich auf dem Poppelsdorfer Friedhof. Fritz Faust war, wie der spätere Bonner Stadtdirektor Sebastian Dani schrieb, „eine volkstümliche Persönlichkeit des Bonner politischen Lebens“. Er starb in NS-Haft.
Hermann Alef (1889-1966)
Hermann Alef wurde am 14. Juni 1889 in Köln geboren. Sein Vater war Direktor der Wandplattenfabrik Wessels in Bonn. Nach dem Abitur studierte Hermann Alef zunächst Musik, später u. a. Wirtschaftswissenschaften in Tübingen, wo er 1922 promoviert worden ist. 1924 übernahm er die Stelle des Syndicus des Bonner Einzelhandelsverbandes. 1925 heiratete er Ilse Gerhard aus Essen, der Ehe entstammten zwei Töchter. Von 1924 bis 1933 war Dr. Hermann Alef Stadtverordneter der Zentrumspartei. Schon vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 war er zur Zielscheibe nationalsozialistischer Hetze geworden. Bei der Kommunalwahl im März 1933 kandidierte Dr. Alef noch einmal auf der Liste der Zentrumspartei und gewann ein Mandat, das er am 6. August 1933 nach Auflösung der Partei niederlegte. Zuvor bereits hatte er seinen Posten als Syndicus aufgeben müssen.
Dr. Hermann Alef zog mit seiner Familie nach Aachen. Am 23. August 1944 wurde er Rahmen der Aktion „Gewitter“ ins dortige Gefängnis eingeliefert, wo bereits sein geistlicher Bruder – er kam später im KZ Dachau ums Leben – einsaß. Vom Aachener Gefängnis wurde Dr. Alef in das Köln-Deutzer Messelager verlegt, von wo er in ein weiteres Lager, vermutlich Buchenwald, gebracht werden sollte. Überraschend erfolgte dann jedoch am 18. Oktober 1944 seine Freilassung. Das Kriegsende erlebte die Familie Alef im Sauerland.
1945 wurde Dr. Alef erster Präsident der wieder gegründeten Industrie- und Handelskammer in Bonn. Er trat als Mäzen der Bonner Kultur hervor, insbesondere engagierte er sich für die Wiederaufbau der Beethovenhalle. Dr. Hermann Alef starb am 9. Dezember 1966 in Bonn.
Hubert Peter (1902-1992)
Hubert Peter wurde am 18. Oktober 1902 als fünfter von sieben Söhnen einer Arbeiterfamilie in Rüngsdorf geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und Tätigkeiten in verschiedenen Industriebereichen führte ihn eine weitere berufliche Station ins Ruhrgebiet, wo er in Dortmund als Bergmann arbeitete. 1928 bis 1930 besuchte Hubert Peter die Staatliche Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Düsseldorf.
Schon als Jugendlicher war Hubert Peter politisch engagiert, ihn bewegten vor allen Dingen sozialpolitische Fragen. 1920 – in der Zeit des Ruhraufstandes – schloss er sich der SPD an und seit 1927 war er Mitglied der Arbeiterwohlfahrt. 1931 zog Hubert Peter zum ersten Mal und als jüngstes Mitglied in den Bad Godesberger Gemeinderat ein; bis zur sogenannten „Machtergreifung" 1933 war er der Ortsvorsitzende der SPD.
Während der NS-Zeit wurde Hubert Peter aufgrund seiner politischen Überzeugungen und seines Widerstandes gegen das Terrorregime verfolgt und mehrfach verhaftet. Er unterstützte eine Kölner Widerstandsgruppe. Bereits 1933 verlor er seinen Arbeitsplatz bei der Stadtverwaltung Bad Godesberg. Im Zuge des 20. Juli 1944 wurde Hubert Peter auf Anordnung der Gestapo festgesetzt und wie viele andere in den Kölner Messehallen gefangen gehalten.
Schon Mitte 1945 setzte sich Hubert Peter für die Neugründung des SPD-Ortsvereins Bad Godesberg ein, 1951 gründete sich mit seiner Unterstützung die „Sozialistische Bildungsgemeinschaft Bad Godesberg“ (heute Arbeitsgemeinschaft für Bildung und Kultur), auch an der Wiedergründung der Arbeiterwohlfahrt war Hubert Peter beteiligt. Von 1959 bis zu seiner Pensionierung 1967 wirkte er als Geschäftsführer der Autoschnellfähre Bad Godesberg. Sein steter Einsatz wurde allseits anerkannt: so erhielt der Sozialpolitiker 1969 das Bundesverdienstkreuz, seit 1971 wurde Hubert Peter als Stadtältester geehrt, 1999 benannte die Stadt Bonn eine Straße nach Hubert Peter in Friesdorf.
Am 23. Februar 1992 verstarb Hubert Peter in Bad Godesberg. Er ist dort auf dem Burgfriedhof beigesetzt.
Johannes Henry (1876-1958)
Johannes Henry wurde am 20. Juni 1876 in Bonn geboren. Seine Familie betrieb dort die vom Großvater Aimé Henry gegründete Buchhandlung. Sowohl seine beiden Großväter als auch sein Vater Carl Henry waren kommunalpolitisch aktiv und wirkten als Stadtverordnete.
Henry studierte zunächst Altphilologie und Geschichte, später Rechtswissenschaften. 1906 ließ sich er sich als Rechtsanwalt nieder. Aus einer den Katholizismus praktizierenden Familie stammend strebte Henry stets danach, den katholischen Glauben mit seinen Wertvorstellungen in allen gesellschaftlichen Bereichen und besonders in der Politik zu verankern. Bereits 1907 wurde Henry Vorsitzender der Bonner Zentrumspartei, 1912 Stadtverordneter für Dottendorf; 1914 übernahm er den Vorsitz der Zentrumsfraktion im Stadtrat. 1917/1918 vertrat er den Wahlkreis Bonn-Rheinbach im Reichstag. Nach dem Ersten Weltkrieg widmete er sich jedoch wieder der Lokalpolitik.
Die „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten nahm Henry als Vertreter des politischen Katholizismus die Möglichkeit, seine politische Arbeit weiterzuführen. Am 21. Juli 1933 gab er sein Mandat im Bonner Stadtrat auf. Seine Weigerung sich den neuen politischen Verhältnissen anzupassen, hatte Folgen, von denen Henry nach 1945 berichtete. Die Zahl der Mandate seiner Rechtsanwaltskanzlei reduzierte sich erheblich. 1938 musste er eine Hausdurchsuchung über sich ergehen lassen, seine Post wurde geöffnet. Ende August 1944 wurde Henry im Rahmen der Aktion „Gewitter“ verhaftet. Bis zum 2. September 1944 hielt man ihn in den Kölner Messehallen fest.
1945 gehörte Henry zu den Mitbegründern der Bonner CDU, wurde Fraktionsvorsitzender. Er wirkte tatkräftig am Wiederaufbau Bonns mit und setzte sich besonders für Schulen ein. 1946 war er Mitglied der von der britischen Militärregierung ernannten Stadtvertretung. 1950 gab Henry das Amt des Parteivorsitzenden ab und wurde Ehrenvorsitzender. An seinem 75. Geburtstag wurde ihm die Ehrenbürgerwürde zuteil. Weitere Ehrungen folgten: 1954 das Bundesverdienstkreuz, 1956 der Goldene Ehrenring.
Am 2. September 1958 starb Johannes Henry. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof. Seit 1978 ist in der Gronau eine Straße nach ihm benannt.
Josef Thiebes (1889-1968)
Josef Thiebes wurde am 22. August 1889 in Schwarzrheindorf geboren. Nach seiner Ausbildung zum Schlosser bei Lorscheidt in Bonn von 1903 bis 1906 war er seit 1912 bei den Elektrischen Bahnen der Kreise Bonn-Stadt, Bonn-Land und des Siegkreises beschäftigt. Aufgrund dieser Tätigkeit blieb ihm ein längerer Einsatz als Soldat im Ersten Weltkrieg erspart.
Nach dem Krieg trat Thiebes der SPD und den freien Gewerkschaften bei und engagierte sich im Betriebsrat, vertrat die sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Arbeitnehmer. In der Zeit der Wirtschaftskrise sah er seine Aufgabe darin, Erwerbslose zu unterstützen und begründete den Ortsverein Beuel der Arbeiterwohlfahrt 1927 mit.
Mit der Wahl in den Gemeinderat und den Kreistag am 12. März 1933 sollte seine politische Arbeit auf kommunaler Ebene beginnen. Mit der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten war dies nun nicht mehr möglich. Thiebes trat noch vor der ersten Gemeinderatssitzung von seinem Mandat zurück. Am 16. März 1933 wurde Thiebes – stellvertretender Vorsitzender der Beueler SPD – festgenommen, stundenlang verhört und bedroht.
Nach 1945 nahm Thiebes seine politische und ehrenamtliche Tätigkeit wieder auf. Er gehörte zunächst dem Bürgerrat, anschließend dem Gemeinderat an. Er beteiligte sich maßgeblich am Aufbau der Beueler SPD, schaffte mit der AWO, deren Vorsitzender er bis zu seinem Tod blieb, die Stadtranderholung und setzte sich für bezahlbaren Wohnraum ein. Thiebes trug nach dem Krieg die Verantwortung für das Sozial- und Flüchtlingsamt und somit Sorge für die zahlreichen Flüchtlinge und Vertriebenen.
1956 wurde er erneut in den Stadtrat gewählt und fungierte als Fraktionssprecher. 1960 zog sich Thiebes aus gesundheitlichen Gründen zurück. In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm die Stadt Beuel 1963 den Ehrenring.
Josef Thiebes starb am 16. April 1968. Er ist auf dem Friedhof am Platanenweg in Beuel beigesetzt worden. Seit 1978 ist in Beuel eine Straße nach ihm benannt.
Joseph Roth (1896-1945)
Joseph Roth wurde am 30. Januar 1896 in Köln geboren. Er war Volksschullehrer und kam als solcher 1919 nach Bad Godesberg. 1927 wurde er Lehrer an der Burgschule. 1924 heiratete er die aus Friesdorf stammende Katharina Paffenholz, mit der er drei Kinder hatte.
Joseph Roth war politisch engagiert, war Mitglied der Zentrumspartei, deren Vorsitzender für Bad Godesberg er in den 1920er Jahren wurde. Bei den Kommunalwahlen im März 1933 erhielt er ein Mandat für den Kreistag. Kurz darauf wurde Joseph Roth verhaftet, wenig später wieder freigelassen jedoch vom Schuldienst suspendiert. In den nächsten beiden Jahren arbeitete Joseph Roth als freier Mitarbeiter bei der ursprünglich zentrumsnahen „Godesberger Volkszeitung“. 1935 wurde er wieder in den Schuldienst übernommen und an die Friesdorfer Volksschule versetzt. Nachdem er bereits am Ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger teilgenommen hatte, wurde er 1939 in die Wehrmacht eingezogen, nach dem Frankreich-Feldzug 1940 jedoch wieder entlassen.
Am 22. August 1944 wurde Joseph Roth im Zusammenhang mit der Aktion „Gewitter“ verhaftet und ins Lager nach Köln-Deutz gebracht. Während der größte Teil der mit ihm Inhaftierten nach wenigen Tagen wieder auf freien Fuß kam, wurde Joseph Roth am 16. September 1944 in das KZ Buchenwald verlegt. Zwar konnte Ende Oktober 1944 seine Freilassung erwirkt werden, doch kehrte Joseph Roth körperlich und seelisch zerbrochen nach Friesdorf zurück. Von dem im KZ Buchenwald Erlebten erholte er sich nicht mehr.
Er starb am 22. Januar 1945 als Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Die Joseph-Roth-Straße in Friesdorf erinnert an seinen Leidensweg.
Max Weis (1881-1952)
Max Weis am 4. Mai 1881 in Windsheim/Bayern geboren. 1906 kam er als junger Arzt nach Beuel. Aus seiner Ehe mit Bella Mendel aus Meckenheim ging ein Sohn hervor. 1912 eröffnete Dr. Weis in seinem Wohnhaus Friedrich-Breuer-Straße 34 eine eigene Praxis. Während des Ersten Weltkriegs leitete er als Stabsarzt das im Adelheidis-Stift in Vilich untergebrachte Lazarett. Bis heute ist er aufgrund seiner großen Wohltätigkeit in Beuel als „Arzt der Armen“ bekannt. Von 1922 bis 1929 war Dr. Max Weis Mitglied des Beueler Gemeinderates, zunächst für die Deutsche Demokratische Partei, später für die aus ihr hervor gegangene Kommunalpolitische Arbeitsgemeinschaft.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 wurde auch den jüdischen Ärzten nach und nach ihre Arbeitsmöglichkeit eingeschränkt; im Oktober 1938 schließlich wurde ihnen jede ärztliche Tätigkeit untersagt. Am Tag nach der Reichspogromnacht, am 10. November 1938, wurde Dr. Max Weis verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht. Nach seiner Entlassung bereitete er für sich und seine Frau die Auswanderung nach Kuba vor. Nach einer dramatischen Seereise auf der MS St. Louis fand das Ehepaar Weis Zuflucht in Großbritannien. Nach kurzfristiger Internierung war Dr. Weis wieder in seinem angestammten Beruf tätig, von etwa 1948 an in Llandaff bei Cardiff in Wales.
Am 25. Oktober 1952 starb Dr. Max Weis in dem Krankenhaus, in dem er bis kurz vor seinem Tod gearbeitet hatte. Wenige Wochen später, am 19. November 1952, schied seine Frau freiwillig aus dem Leben.
Otto Renois (1892-1933)
Otto Renois wurde am 8. August 1892 im brandenburgischen Griesel geboren. Er war Modellschreiner und als junger Handwerker auf seiner Wanderschaft ins Rheinland gekommen.1922 heiratete er die Bonnerin Margarete Schlimbach (1891-1962), 1927 wurde der gemeinsame Sohn Manfred geboren. Die Familie lebte in Poppelsdorf.
1925 legte Otto Renois seine Meisterprüfung ab. Er arbeitete bei der Möbelfabrik Kürten und Dinter in Kessenich. Zum Jahresende 1927 wurde er entlassen. Nach Aussagen seiner Witwe war es seine Tätigkeit als Betriebsobmann, die zu seiner Kündigung geführt hatte. Otto Renois war Mitglied der KPD, seit 1929 gehörte er dem Rat der Stadt Bonn an. Der Sozialpolitik galt dabei sein besonderer Einsatz.
In der Nacht vom 4. auf den 5. April 1933 wurde Otto Renois, der am 12. März 1933 als KPD-Stadtverordneter wiedergewählt worden war, von einem Trupp bewaffneter NS-Leute aus seiner Wohnung Jagdweg 45 geholt. Noch in der gleichen Nacht wurde Otto Renois erschossen, angeblich weil er sich durch Flucht seiner Verhaftung entziehen wollte.
Der engagierte Kommunalpolitiker Otto Renois war eines der ersten Opfer des NS-Regimes. Die der Witwe übergebene Urne wurde auf dem Poppelsdorfer Friedhof beigesetzt. Die Stadt Bonn ehrte ihn im Jahre 1949 durch eine nach ihm benannte Straße.
Peter Faßbender (1879-1954)
Peter Faßbender wurde am 23. März 1879 in Kessenich geboren; er lebte dort mit seiner ebenfalls aus Kessenich stammenden Ehefrau und seinen beiden Kindern. Der gelernte Maschinenschlosser arbeitete seit 1918 als Geschäftsführer beim Christlichen Metallarbeiterverband und gab der Organisation mit seinem Wirken und seiner christlichen Überzeugung Profil und Gestalt. Darüber hinaus engagierte er sich ehrenamtlich im sozialen und gesundheitspolitischen Bereich. Zunächst gehörte Peter Faßbender dem Vorstand der Krankenkasse von Wessel’s Wandplatten-Fabrik an; später wirkte er als Vorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse Bonn. Daneben brachte sich Peter Faßbender in seiner Heimatstadt Bonn auch kommunalpolitisch ein; seit 1919 war er Stadtverordneter der Zentrumspartei.
Mit dem Jahr 1933 und der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten endeten für Peter Faßbender berufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten. Von seinem Posten als Gewerkschaftssekretär wurde er von den Nazis entfernt, die christliche Gewerkschaft in die Deutsche Arbeitsfront eingegliedert. Faßbender fand über Jahre hinweg keine Anstellung mehr. Am 22. August 1944 wurde Peter Faßbender im Zuge des Attentats auf Adolf Hitler verhaftet und blieb bis zum 22. September 1944 in den Kölner Messehallen inhaftiert.
Unmittelbar nach der Befreiung 1945 stellte sich Peter Faßbender zur Verfügung, seinen Beitrag für den Wiederaufbau des Bonner Gemeinwesens zu leisten. Im Mai 1945 beauftragte ihn das Versicherungsamt damit, die Geschäfte des Leiters der Allgemeinen Ortskrankenkasse zu führen. Diese Tätigkeit übte er bis Ende März 1949 aus. Darüber hinaus wurde Peter Faßbender in den von der Militärregierung eingesetzten Bürgerrat und Stadtrat berufen.
Peter Faßbender starb am 12. März 1954 kurz vor seinem 75. Geburtstag in Kessenich.
Werner Wichterich (1880-1952)
Werner Wichterich wurde am 6. April 1880 in Euskirchen in der Eifel geboren und kam 1908 mit seiner Familie nach Godesberg. Der gelernte Klempner arbeitete dort 40 Jahre als Werkmeister und Betriebsleiter in der Badeofenfabrik Godesia. Schon kurze Zeit nach seiner Ankunft begann sein politisches Engagement in Godesberg. Er war nicht nur Mitbegründer des SPD-Ortsverbandes, sondern auch der Gemeinnützigen Bauverein GmbH, deren Aufsichtsratsmitglied Wichterich von 1918 bis 1933 war. Als die Godesberger SPD 1919 in der neu geschaffenen Demokratie zum ersten Mal in den Gemeinderat gewählt wurde, war Werner Wichterich der Fraktionsführer.
Seine politische Arbeit, die von einem tiefen sozialen Empfinden getragen war, wurde vorläufig durch die NS-Gewaltherrschaft beendet. Für Wichterich bedeutete die „Machtergreifung“ nicht nur den Ausschluss aus allen politischen Ämtern, sondern auch Verfolgung. Mehrfach wurde er verhaftet, so bereits im Frühjahr 1933 und im Zusammenhang mit dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944; wie viele andere war auch Wichterich in den Köln-Deutzer Messehallen inhaftiert.
Nach der Befreiung konnte Wichterich bereits im April 1945 seine politische Tätigkeit wieder aufnehmen. Er wurde in den von der Militärregierung genehmigten Bürgerrat berufen. Bis 1946 leitete Wichterich das Wirtschafts- und Ernährungsamt, 1946 bis 1950 arbeitete er wieder als ehrenamtlicher Beigeordneter und Dezernent des Sozialamtes.
So lange es seine Gesundheit zuließ, gehörte er verschiedenen gemeindlichen Vertretungskörperschaften an, so war er u. a. von 1946 bis 1956 wieder Stadtverordneter von Bad Godesberg. Auch als stellvertretender Bürgermeister erwarb er sich in den Jahren 1950 bis 1954 Verdienste um die Stadt Bad Godesberg. Die Stadtvertretung ehrte ihn am 31. Juli 1952, indem sie ihn zum Ehrenbürger ernannte.
Am 26. April 1958 starb Werner Wichterich; er erhielt auf dem Zentralfriedhof am Hochkreuz ein Ehrenbegräbnis. 1968 beschloss der Godesberger Rat, in Schweinheim eine Straße nach dem Sozialdemokraten zu benennen.
Wilhelm Joseph Kraft (1885-1945)
Wilhelm Joseph Kraft wurde am 7. Dezember 1885 in Gevenich (heute Stadt Linnich) geboren. 1921 kam er nach Beuel-Limperich und heiratete Katharina Hambitzer. Das Ehepaar, das einen Sohn und zwei Töchter bekommen sollte, lebte im Elternhaus der Ehefrau, Bahnstraße 2. Wilhelm Joseph Kraft führte einen Gartenbaubetrieb und war von 1929 bis zur Auflösung seiner Fraktion am 18. Juli 1933 als Vertreter der Zentrumspartei Mitglied im Beueler Gemeinderat.
Am 22. August 1944 wurde Wilhelm Joseph Kraft im Rahmen der Aktion „Gewitter“ in Folge des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 inhaftiert und in das Messelager nach Köln-Deutz gebracht. Zwar wurde er bereits nach zwölf Tagen wieder entlassen, doch hat ihm diese Zeit körperlich und seelisch stark zugesetzt. Dies, der Tod seines 13-jährigen Sohnes zu Beginn des Jahres 1944 und die Zerstörung seines Betriebs durch die schweren Luftangriffe vom 18. Oktober und 24. Dezember 1944 ruinierten seine Gesundheit.
Wilhelm Joseph Kraft starb am 1. Mai 1945 in Oberstdorf. „Von der Zeit der Haft ist mein Mann krank ... gewesen“, schrieb seine Witwe 1946.
Wilhelm Parsch (1895-1975)
Wilhelm Parsch wurde am 4. Oktober 1895 als fünftes Kind einer Arbeiterfamilie in Bonn geboren. 1910 begann er eine Ausbildung zum Klempner und war bei der Stadt Bonn tätig. Dort engagierte er sich auch im Betriebsrat der Gas-, Wasser- und E-Werke. Mit seiner Ehefrau und seiner Tochter lebte er in Bonn.
Im Ersten Weltkrieg meldete er sich früh als Freiwilliger. Nach dem Krieg engagierte er sich in der Bonner KPD. Von 1924 bis 1933 war er Mitglied des Stadtrates und stellvertretender Vorsitzender seiner Fraktion. 1928 und 1930 kandidierte Parsch für den Reichstag im Wahlkreis Köln-Aachen.
Den Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 nahmen die Nationalsozialisten zum Anlass, die Verfolgung ihrer politischen Gegner, vor allem der Kommunisten, massiv auszuweiten. Die „Reichstagsbrandverordnung“ – faktische Außerkraftsetzung der Grundrechte – machte es möglich, zahlreiche KPD-Funktionäre in „Schutzhaft“ zu nehmen. So verbrachte auch Parsch die Zeit vom 1. März bis zum 22. Juli 1933 im Bonner Gerichtsgefängnis. Am 23. Juli 1933 verlegte man ihn für die folgenden acht Monate in das KZ Börgermoor/Emsland. Die illegale Bonner KPD war an der Verbreitung der Flugschrift die „Sozialistische Republik“ beteiligt. Eine Verhaftungswelle unter Kommunisten im Rheinland im Juni 1935 traf auch Parsch. Von Juni 1935 bis Mai 1936 befand er sich in Untersuchungshaft in Bonn und Köln, Klingelpütz. Nach seiner Verurteilung wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ durch das Sondergericht Hamm schloss sich eine Haft von zwei Jahren im Zuchthaus Siegburg an. 1939 musste Wilhelm Parsch fast drei Monate Gestapohaft in Bonn, Kreuzbergweg über sich ergehen lassen.
Parsch wurde zur Arbeit in einer chemischen Fabrik zwangsverpflichtet; 1941 erlitt er bei einem Arbeitsunfall eine Kopfverletzung. Auch außerhalb seiner Haftzeiten wurde die Familie Parsch von den Nationalsozialisten drangsaliert; man verlangte tägliche Meldungen bei der Gestapo, die Wohnungsschlüssel mussten ausgehändigt werden, damit nächtliche Hausdurchsuchungen stattfinden konnten.
Im Sommer 1944 sollte er im Rahmen der „Aktion Gewitter“ erneut verhaftet werden. Parsch konnte fliehen und versteckte sich bis zur Befreiung durch die Amerikaner im März 1945 auf einm Bauernhof in Alfter.
Nach dem Krieg arbeitete Parsch wieder bei der Stadt Bonn als Werkstattleiter der Straßenbahnen. Er engagierte sich in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA e. V.) und war Mitglied des ÖTV-Kreisvorstandes.
Wilhelm Parsch verstarb am 10. Juli 1975 in Bonn.